Müttergenesungswerk stellt Corona-Datenreport vor
2020: Belegung in Mutter-Kind-Kliniken auf 57 Prozent gesunken
- Rund 42.000 weniger Mütter, Väter und Kinder haben Kurmaßnahmen in Anspruch
- genommen, der Bedarf ist weitaus höher
- Corona-Auswirkungen treffen Kliniken im Müttergenesungswerk hart. Minderbelegung und pandemiebedingt gestiegene Kosten führen zu wirtschaftlicher Notlage
- Politische Unterstützung ist notwendig; Rettungsschirm muss verlängert werden
Lesen Sie im Weiteren die vollständige Pressemitteilung des Müttergenesungswerkes (MGW)
Berlin, 15. Juni 2021. Extreme Erschöpfung, ständige Anspannung und große Verunsicherung – so lässt sich die momentane Situation von Müttern nach 15 Monaten Corona-Pandemie zusammenfassen. Sie können nicht mehr! Und trotzdem haben viele in 2020 auf eine Kur verzichtet – aus Angst vor einer Ansteckung oder auch aus Sorge, die Kinder könnten noch mehr Unterricht verpassen. Die Zahlen, die das Müttergenesungswerk im Rahmen seiner Jahrespresskonferenz vorstellt, belegen dies eindrücklich.
Rund 35 Prozent weniger Kurteilnehmer*innen kamen 2020 für eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme
in eine der mehr als 70 vom MGW anerkannten Kliniken. Die Auswirkungen der Krise sind auch für die Mütter-/Mutter-Kind- und Väter-/Vater-Kind-Kliniken unmittelbar spürbar. 2020 brachen die Belegungszahlungen auf 57 Prozent ein. Die Rücklagen der Kliniken sind aufgebraucht. „Der Rettungsschirm der Bundesregierung ist essentiell für die Kliniken im Müttergenesungswerk. Aber man darf nicht vergessen, dieser deckt nur 50 Prozent der pandemiebedingten Ausfallkosten,“ erinnert MGW-Kuratoriumsvorsitzende Svenja Stadler.
Monatelange Schließungen im ersten Lockdown, die Minderbelegung zur Einhaltung der geltenden Hygienekonzepte und Abstandsregelungen sowie viele kurzfristige Absagen seitens der Kurteilnehmer*innen lasten schwer auf den Kliniken. Nach wie vor müssen die Kliniken im Falle einer Positivtestung darauf vorbereitet sein, Teile oder ganze Kurgänge vorübergehend zu schließen. Die Einnahmedefizite sind enorm. Gleichzeitig entstehen den Kliniken Mehrkosten durch den erhöhten Personal- und Sachaufwand sowie regelmäßige Testungen. Eine wirtschaftliche Betriebsführung ist seit Corona nicht mehr möglich. „Dennoch existiert ein hoher Bedarf an Kurmaßnahmen, der durch die Pandemie noch deutlich zunehmen wird,“ warnt Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks.
Aktuell liegt die Belegung bei 70 bis 90 Prozent. Mit rückläufigen Inzidenzen versuchen die Kliniken, auch das Therapieangebot schrittweise wieder auszubauen. Die Hygieneregeln gelten jedoch weiter. Die Corona-Pandemie ist längst nicht vorbei und die enormen Belastungen durch Homeoffice, Haushalt, monatelange Schließungen von Schulen und Kitas, Betreuung und Lernen zu Hause und fehlende Unterstützungssysteme, haben tiefe Spuren hinterlassen. Mütter, die jetzt in eine Kurmaßnahmen kommen, sind am Limit. Ihre Kräfte sind aufgebraucht. 82 Prozent der Patientinnen leiden an Erschöpfungszuständen bis zum Burn-out. Der Beziehung Mutter-Kind bzw. Vater-Kind in den Kurkliniken muss wesentlich mehr Aufmerksamkeit eingeräumt werden, denn auch die leidet stark in der Krise und Kinder zeigen vermehrt Verhaltensauffälligkeiten.
Kuratoriumsvorsitzende Stadler betont: „Wir können es uns nicht leisten, die Infrastruktur und Expertise für Mütter, für Väter und auch für pflegende Angehörige aufs Spiel zu setzen. Die Verlängerung des Rettungsschirm bis Ende 2021 ist wichtig und sorgt für Planungssicherheit bei den Kliniken. Darauf sind sie jetzt dringend angewiesen.“